Jeder Lehrling hat bis zum vollendeten 20. Lebensjahr Anspruch auf mindestens 5 Wochen Ferien (Art. 345a Abs. 3 OR). Reguläre Arbeitnehmer bis zum 20. Lebensjahr haben ebenfalls Anspruch auf mindestens 5 Wochen Ferien, danach auf nur noch mindestens 4 Wochen (Art. 329a Abs. 1 OR). Ein Jugendurlaub zählt jedoch nicht zu den regulären Ferien, da nicht alle Arbeitnehmer darauf Anspruch haben.
Alter und Dauer
Bis zum vollendeten 30. Altersjahr haben Arbeitnehmer pro Jahr einen Anspruch auf Jugendurlaub von maximal einer Arbeitswoche. (Art. 329e Abs. 1 OR)
Tätigkeit
Der Jugendurlaub wird nur für ausserschulische Jugendarbeit gewährt, bei
- unentgeltlicher Leitung, Betreuung oder Beratung;
- notwendiger Aus- und Weiterbildung für die Jugendarbeit. (Art. 329e Abs. 1 OR)
Organisation
Die Tätigkeit muss durch eine kulturelle oder soziale Organisation durchgeführt werden. (Art. 329e Abs. 1 OR)
Grundsatz
Der Arbeitnehmer hat während des Jugendurlaubs keinen Anspruch auf Lohn. (Art. 329e Abs. 2 OR)
Vertragliche Vereinbarung
Im Arbeitsvertrag, Normalarbeitsvertrag oder Gesamtarbeitsvertrag kann eine andere Regelung getroffen werden, wenn sie zugunsten des Arbeitnehmers ist. (Art. 329e Abs. 2 OR)
Grundsatz
Über den Zeitpunkt und die Dauer des Jugendurlaubs haben sich der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer gemeinsam zu einigen. (Art. 329e Abs. 3 OR)
Voraussetzung
Beide Parteien müssen auf die jeweiligen Interessen der anderen Partei Rücksicht nehmen. (Art. 329e Abs. 3 OR)
Fehlende Einigung
Konnten sich der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer nicht einigen, so hat der Arbeitnehmer trotzdem Anspruch auf den Jugendurlaub, wenn er diesen mindestens zwei Monate im Voraus angekündigt hat. (Art. 329e Abs. 3 OR)
Verfall
Falls ein Arbeitnehmer nicht den gesamten zulässigen Jugendurlaub bezieht, so kann er sich die Tage nicht im Folgejahr anrechnen lassen. Nicht bezogene Jugendurlaubstage verfallen von Gesetzes wegen am Ende des jeweiligen Kalenderjahres. (Art. 329e Abs. 3 OR)
Grundsatz
Damit kein Missbrauch passiert, kann der Arbeitgeber vom Arbeitnehmer verlangen, dass dieser seine Tätigkeiten und Funktionen in der Jugendarbeit nachweist (Art. 329e Abs. 4 OR).
Hintergrund
Der Arbeitgeber darf jedoch nicht entscheiden, ob er diese Tätigkeit für sinnvoll erachtet oder nicht, denn es geht lediglich darum, dass der Jugendurlaub nur für den vorgesehenen Zweck gebraucht wird.
Vorlage
Die Organisation Jugend&Sport bietet auf ihrer Homepage eine Vorlage für die Bestätigung des Bezugs von Urlaub für ausserschulische Jugendarbeit.
Michael ist in seiner Freizeit stark in der lokalen Pfadi tätig und hat nach seinem letztjährigen Weiterbildungskurs beschlossen, mit seiner Abteilung ein Sommerlager als Hauptlagerleiter durchzuführen. Michael ist jedoch auch bei der Schreinerei K. in der Lehre und möchte deshalb Jugendurlaub beziehen. Damit dies geht, muss er mit dem Chef mindestens zwei Monate vorher darüber geredet haben, so dass er auch Anspruch darauf hat, falls der Chef nicht einverstanden ist damit.
Mit dem Jugendurlaub sollen gemeinnützige Aktivitäten gefördert werden. Aus diesem Grund erhalten junge Menschen bis zum 30. Lebensjahr in jedem Dienstjahr eine unentschädigte freie Woche zur Ausübung der ausserschulischen Jugendarbeit. Dieser Anspruch besteht sogar dann, wenn sich die Parteien nicht einigen können, solange der Arbeitnehmer seinen Anspruch mindestens 2 Monate vorher angekündigt hat.
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