Zahltag

Pamela Pi hat im letzten Jahr eine Lohnerhöhung erhalten. Nun muss sie allerdings auf einmal beträchtlich mehr Steuern zahlen. Warum das? Und was könnte sie tun, damit sich die Steuerabgaben wieder reduzieren?

Das Schweizer Steuersystem basiert auf dem Grundsatz der Steuerprogression. Es gibt von Kanton zu Kanton verschiedene Ausmasse der Steuerprogression. Der Grenzsteuersatz ist ein sehr wichtiger Parameter für die optimale Steuerplanung. Auch mögliche Wege zur Verminderung des steuerbaren Einkommens und somit zur Durchbrechung der Progression sollten beachtet werden. Die sogenannte kalte Progression wird durch spezifische Massnahmen eingedämmt.

Das Schweizerische Steuersystem basiert auf dem sogenannten Grundsatz der Steuerprogression. Ein hohes Einkommen zu haben, kann also erhebliche steuerliche Belastung mit sich bringen. Es gibt allerdings einige Möglichkeiten in der Steuerplanung, mit welchen die Steuerprogression teilweise durchbrochen werden kann.

Was ist Steuerprogression?

Steuerprogression heisst, dass der Steuersatzje höher das Einkommen ist – laufend steigt. So bezahlt jemand, der doppelt soviel wie eine andere Person verdient, nicht doppelt soviel Steuern, sondern beispielsweise drei-, vier-, oder X-mal soviel.

Personen mit einem kleinen Einkommen zahlen folglich anteilsmässig um ein Vielfaches weniger Steuern als jemand, der sehr viel verdient.

Durchbrechen der Steuerprogression?

Es gibt einige Möglichkeiten, wie man die Steuerprogression individuell durchbrechen kann. Dazu zählen beispielsweise Einkäufe in die Pensionskasse, Einzahlungen in die Säule 3a, oder aber auch durch über mehrere Jahre gestaffelte Renovationen von Wohneigentum. Dadurch kann die Progression vermindert werden.

Selbständige Festsetzung der Steuerprogression

Jeder Kanton kann die Höhe der Steuerprogression für die Kantons– und Gemeindesteuer selbst bestimmen. Daher kann es bei der Wohnsitzwahl interessant sein, die Unterschiede zwischen den verschiedenen Kantonen festzustellen.

Steuergünstigste und teuerste Kantone

Die Kantone der Westschweiz belasten hohe Einkommen bei den Kantons- und Gemeindesteuern stark im Vergleich zu Kantonen wie Zug oder Schwyz. Letztere haben eine vergleichsweise schwache Steuerprogression bei den Kantons- und Gemeindesteuern. Es ist auffällig, wie gross die Unterschiede von Kanton zu Kanton sind.

Die vier steuermässig teuersten Kantone der Schweiz sind Genf, Waadt, Jura und Basel-Land. Die steuergünstigsten vier Kantone sind Appenzell Innerrhoden, Schwyz, Obwalden und Zug.

Spezialfälle: Kanton Obwalden und Schaffhausen

Die Kantone Obwalden und Schaffhausen hatten vor einigen Jahren ein Steuergesetz erlassen, laut dem es für Kantons- und Gemeindesteuer keine Steuerprogression mehr gibt. Das Bundesgericht hat dies jedoch für verfassungswidrig erklärt und es verboten. (BGE 133 I 206)

Daraufhin hat der Kanton Obwalden eine Flat-Rate-Tax mit einem Freibetrag eingeführt. So werden zu Beginn die üblichen Abzüge vom Einkommen gemacht. (Art. 2 GDB)

Danach jedoch dürfen alle – egal wie hoch das Einkommen und die sonstigen Verhältnisse sind – einen Freibetrag von 10’000 Franken abziehen. (Art. 37 Abs. 1 lit. e GDB)

Auch wenn der Grenzsteuersatz konstant ist, kommt es allerdings durch den Freibetrag zu einer indirekten Progression. Das Steuergesetz des Kanton Obwaldens ist besonders familienfreundlich, denn es entlastet Ehepaare, welche beide ein Einkommen haben. Betreuungskosten von Kindern, bspw. für einen Babysitter, können vollständig vom steuerbaren Einkommen abgezogen werden. (Art. 35 Abs. 1 lit. l GDB)

Bedeutung

Soll die Steuersituation verbessert werden, ist der Grenzsteuersatz die wichtigste Hilfsgrösse. Dieser gibt nämlich an, wie stark sich die steuerliche Belastung verändert, wenn das steuerbare Einkommen um einen bestimmten Betrag erhöht oder reduziert wird. Wenn die Grenze für einen bestimmten Steuersatz ganz knapp überschritten wird, ist es sehr ärgerlich, dass sodann gleich höhere Steuern anfallen. Daher kann es Sinn machen, dass eben diese Grenze gerade nicht erreicht wird.

Je höher das individuelle besteuerbare Einkommen ist, desto höher ist auch der Grenzsteuersatz. Bei höheren Einkommen können daher Steuer-Optimierungs-Massnahmen viel mehr Wirkung entfalten als bei niedrigen Einkommen.

Persönlicher Grenzsteuersatz

Es kann sehr hilfreich und sinnvoll sein, seinen eigenen Grenzsteuersatz zu kennen. Vor allem wenn man sich auf die Pension vorbereitet, sollte an diesen individuellen Grenzsteuersatz unbedingt gedacht werden. Ist man sich darüber im Klaren, kann man nämlich einschätzen, welche positive Wirkung beispielweise Einzahlungen in die dritte Säule oder Einkäufe in die Pensionskasse haben könnten.

Säule 3a

Werden Beiträge in die 3. Säule eingezahlt, so vermindert sich das steuerbare Einkommen. Daher sind Einzahlungen in die dritte Säule, aus der Sicht des Steuerpflichtigen, sehr attraktiv. Auch bei einer Auszahlung ist oft eine erhebliche Steuerersparnis möglich, da ein reduzierter Steuersatz zur Anwendung gelangt. Einzahlungen in die dritte Säule sind eine Möglichkeit der legalen Steuerverminderung (sog. Steuervermeidung). (Art. 81 Abs. 2 BVG)

Merke: Insgesamt hilft jeder Betrag, der sich vom steuerbaren Einkommen abziehen lässt, die individuelle Steuerprogression zu durchbrechen.

Pensionskasse

Ein Einkauf in die Pensionskasse kann auch vom steuerbaren Einkommen abgezogen werden. Auch diese Massnahme kann folglich dabei helfen, die Steuerprogression zu durchbrechen. (Art. 81 Abs. 2 BVG)

Die Höhe des erlaubten Einkaufs ist von der jeweiligen Deckungslücke des Einzahlers abhängig.

Steueroptimierungen

Unter Steueroptimierungen kann man auch Steuervermeidung oder Steuereinsparungen verstehen. Im Gegensatz zu den strafrechtlich relevanten Tatbeständen der Steuerhinterziehung und des Steuerbetruges ist die Steueroptimierung legal. Auf erlaubte Art und Weise werden bei der Steueroptimierung Anpassungen vorgenommen, welche zu einer steuerlichen Entlastung führen.

Worum handelt es sich?

Für jede Gehaltshöhe ist gesetzlich festgelegt, welcher Steueransatz jeweils gilt. (Art. 36 DBG)

Aufgrund der Teuerung steigen jedoch die Preise und Löhne von Jahr zu Jahr leicht an, ohne dass daraus ein Vorteil für den Einzelnen entsteht. Wegen der Steuerprogression muss man aber dennoch einen immer höheren Anteil des Gehaltes als Steuer bezahlen. Dies nennt man „kalte Progression“.

Was wird dagegen getan?

Um diesen Effekt zu verhindern, werden die gesetzlichen Steuersätze immer nach einigen Jahren wieder neu an die Teuerung angeglichen. Dadurch soll eben vermieden werden, dass mehr Steuern bezahlt werden müssen, obschon man sich nicht mehr „kaufen“ kann als zuvor. (Art. 39 DBG)

Pamela Pi hat zum ersten Mal etwas von der in der Schweiz üblichen Steuerprogression gehört. Leider hat ihre Lohnerhöhung dazu geführt, dass sie einen neuen steuerlichen Grenzwert erreicht hat – jedoch nur äusserst knapp. Ihr Steuerberater hat ihr daher dazu geraten, Beiträge in die Säule 3a einzuzahlen. Diese kann Pamela von ihrem steuerbaren Einkommen abziehen und dadurch wieder den vorherigen Grenzwert für die Besteuerung erzielen. Auch nach der Pensionierung können ihr bei der Ausschüttung der Gelder gewisse steuerliche Entlastungen zugute kommen. Es handelt sich hierbei um eine legale Vorgehensweise der Steuervermeidung.

Das Schweizerische Steuersystem basiert auf dem Prinzip der Steuerprogression. Das bedeutet: Es kann sehr teuer werden, ein hohes Einkommen zu erzielen. Allerdings gibt es Möglichkeiten im Rahmen von Steueroptimierungen und durch andere Vorgehensweisen, sein steuerbares Einkommen zu reduzieren und somit die Steuerprogression teilweise zu durchbrechen.

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Unsere Autorin

Steuer- und Rechtsberatung artax Fide Consult AG

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